Karl, fast 5 Jahre

Karl hat nie richtig mit seinem Vater zusammen gelebt, seine Eltern führten eine Wochenendbeziehung und trennten sich, als Karl ca. 2,5 Jahre alt war. Sein Vater wohnt ca. 200 km weit entfern und die gemeinsamen Wochenenden, welche maximal alle 2 Wochen statt fanden, verbrachten alle zusammen im Haus der Mutter, wo Karl auch jetzt lebt. Seit der Trennung möchte sein Vater ihn nun faktisch jedes zweite Wochenende zu sich holen und auch ein paar mal im Jahr mit ihm in den Urlaub fahren.

Karl liebt seinen Vater sehr und hat immer viel Spaß mit ihm, hat aber situationsgegeben natürlich eine wesentlich stärkere Bindung an seine Mutter. Außerdem braucht Karl in bestimmten Situationen feste Abläufe, z.B. morgens im Kindergarten oder wenn Papa ihn abholt. Werden diese Abläufe gestört, reagiert er sehr verunsichert und klammert sich an seine „Mama“ und will nicht von ihr weg.

Als mit dem Residenzmodell begonnen wurde, ist Karl ca. 10 mal hintereinander fröhlich in das Auto seines Vaters eingestiegen und lachend und winkend mit ihm weggefahren. Und auch, wenn er am Sonntag wieder nach Hause kam, war er sehr gut gelaunt und erzählte seiner Mutter überschwänglich, was er alles tolles mit „Papa“ gemacht hatte.

Aber plötzlich wollte Karl nicht mehr zu seinem Vater. Wenn dieser kam, um ihn abzuholen, freute sich Karl, dass er da war und erzählte und spielte fröhlich mit ihm. Aber sobald sein Vater mit ihm aufbrechen wollte, fing Karl an zu weinen, klammerte sich an seine „Mama“ und sagte immer wieder: „Ich will nicht zu Papa!“. So ging das einige Wochen. In dieser Zeit wollte er auch nicht in den Kindergarten oder zu seine Oma gehen. Er wollte nie ohne seine „Mama“ sein. Mit Unterstützung eine Kinderpsychotherapeuten gewöhnte seine Mutter ihn ganz langsam überall wieder ein. Nach ca. 2 Monaten ging Karl wieder in den Kindergarten  – und auch wieder mit seinem Vater mit, gleich beim 2. Mal auch für eine ganze Woche. Das  klappte nach dem Urlaub noch einmal, zwei Wochen später wollte Karl wieder nicht mit seinem Vater mitgehen… Er entscheidet offensichtlich für sich, dass er mal mitgehen möchte und mal nicht!

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